Mittwoch, 10. November 2010

Bildanalyse: ICHBINKUNST


Das hier analysierte Bild ICHBINKUNST der Künstlerin Anime Freak wurde im Jahr 2010 erstellt und hat eine Größe von 1.013px × 767px. Da es sich hierbei um eine Computergrafik handelt, hat sie keinen bestimmten Ausstellungsort.
Das Bild ist sehr schlicht gehalten. Die Künstlerin hat lediglich mit einigen wenigen Strichen ein stilisiertes Gesicht gezeichnet. Die Ohren an beiden Seiten des Gesichtes scheinen denen eines Tieres, eines Bären oder eines Hundes vielleicht, nachgeahmt zu sein. Sie sitzen beide zu hoch am Kopf. Zudem sind sie beide nicht von der selben Größe. Das Gesicht ist im oberen Teil des Bildes etwa in die Mitte gesetzt. Von der Größe her ist es in etwa so groß wie das halbe Grafik insgesamt, daher entsteht im unteren Bildraum sehr viel leerer Raum. Auch links und rechts ist der Bildraum nicht ausgenutzt. Das Gesicht schwebt in der Mitte des Raumes.
Die Farbgebung ist, wie das gesamte Bild schlicht gehalten. Während der gesamte Hintergrund, und somit der größte Teil des Bildes in weiß gehalten ist, sind die Striche des Gesichts von einem dunklem Grau. Einzige Ausnahme hierbei bilden die Augen, die in Schwarz gemalt wurden. Das eine ist komplett in jener Farbe gemalt, bei dem Linken jedoch erkennt man noch deutlich den grauen Rand. Die Aussage des Künstlers ist sehr eindeutig: Die Schlichtheit wird in den Vordergrund gerückt, das Leben als solches besteht nur aus Grautönen, ist eintönig, da sich stets das selbe wiederholt. Hin und wieder gibt es ausnahmen, die jedoch nicht fröhlich und farbig sind, sondern eher das Gegenteil: Die schwarzen Augen stehen für die Schattenseiten des Lebens, für kurze Augenblicke, die alles noch sehr viel trister und Hoffnungsloser erscheinen lassen.
Diese Aussage wird von der Komposition des Bildes noch unterstrichen. Diese zeichnet sich vor allem durch die gerade Mittelachse aus, die senkrecht im Bild gezogen werden kann. Hierbei fällt allerdings auf, dass das Gesicht als solches nicht direkt auf dieser Mittelachse liegt, wie das wohl zuerst den Anschein hatte. Aber nein, es ist ein wenig nach links verrückt, kaum wahrnehmbar, ohne die gedachte Hilfslinie der Komposition. Obwohl das Gesicht nicht von einem Rand oder Rahmen eingeschränkt ist, so offenbart sich doch ein Kreis um selbiges, eingegrenzt vom lachenden Mund und den beiden Ohren zu den Seiten des Gesichtes. Der Kreis als solcher stand und steht in der Kunst von jeher als Symbol für die Vollkommenheit und Reinheit. Die Künstlerin wendet ihn hier ganz bewusst ein, um den Betrachter des Bildes auf eine unbewusste Weise zu beeinflussen. Sein Blick wird systematisch immer und immer wieder um das Gesicht herum geführt. So entsteht eine Innere Ruhe im Bild selbst, als auch im Betrachter. Dieser Effekt wird durch die bereits erwähnte karge Farb- und Formgebung noch unterstützt. Nichts könnte den Blick eventuell ablenken, nicht könnte die Ruhe aus selbigem nehmen.

Das Gesicht selbst scheint auf den ersten Blick wohl das eines Menschen zu sein. Erst auf den zweiten Blick wird dem Betrachter die seltsame Form der Ohren bewusst, die eher an die eines Bären erinnern. Hier hat die Künstlerin dem menschlichen Gesicht tierische Merkmale gegeben und zieht somit eine Parallele zu der Aussage, dass der Mensch selbst auch nur ein Tier sei. Die Tatsache, dass sie herbei die Ohren eines großen, schwerfälligen und mitunter auch aggressiven Tieres gewählt hat, lässt wenig Interpretationsfreiraum für ihren Blick auf den Menschen als einen solchen.
Durch die Tatsache, dass das Bild sehr schlicht und trist gehalten ist, zieht sie eine Aussage zu dem Leben des Menschen, deren Alltag meist aus eben den selben Handlungen zu bestehen scheint. Die Künstlerin protestiert in diesem Bild gegen diese Monotonie, die doch nicht aufzuhalten zu sein scheint. Im Kontrast zu jener dunklen und tristen Gestaltungsform steht jedoch die Tatsache, dass das Gesicht ein Lächeln zeigt. Es scheint ihm keineswegs schlecht zu gehen in dieser Monotonie. Vielmehr scheint es das Leben zu genießen, so wie es im Moment ist. Es scheint nicht daran interessiert zu sein, das was es nun hat ändern zu wollen. Wozu auch? Der Alltag in dem es lebt ist gut und gemütlich, etwas daran zu ändern wäre vollkommen falsch.
Der weiß gehaltene Hintergrund des Bildes verweist zum einen auf die Einsamkeit des Individuums, zum anderen aber auch auf das Nirvana, dass die Menschen nach dem Tod erwarten sollte. Die Tatsache, dass das Gesicht leicht aus dem Mittelpunkt des Bildes gerückt ist, verweist zusätzlich auf den Umstand, dass der Mensch in der heutigen Gesellschaft aus dem Mittelpunkt gerückt wird.*

*Diese Interpretation ist noch lange nicht vollständig und könnte noch ewig so weitergeführt werden. Aber ich glaube der Tenor von selbiger ist rüber gekommen, oder?

Grüße, Krüml

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