Mittwoch, 12. Januar 2011

Immortal

Irgedwann früher eräwhnte ich glaube ich einmal, dass ich gerne schreibe. Dazu bin ich über das RPG gekommen. Kurz zusamengefasst: Man denkt sich einen Charakter aus, und schreibt für diesen Texte mit anderen Menschen zusammen, erschafft auf diese Weise ganze Riesenhaften Welten, Werke und und und.
Darüber habe ich auch ein paar meiner besten Freunde und meinen Schatz kennen gelernt. Mein bester Freund gehört wohl dazu, und ich muss an dieser Stelle ganz offen sagen: Er ist der Mensch, mit dem ich am allerliebsten schreibe *_*
Seine Handlungen sind wunderbar verworren, irgendwie läuft das eine in das andere über, die Charaktere haben eine wunderbare Tiefe, sind im allgemeinen immer zum verlieben *schwärm*
Ähm... okay, um es kurz zu halten: Unser erstes gemeinsames Play umfasst epische 380 Seiten in Word. BÄHM! So, und weil ich sonst nichts zu tun habe (Abi lernen oder so...) bin ich stückweise dabei, dieses Play in eine ... angenehm zu lesende Form zu schreiben. Veröffentlichen tue ich das wohl eher in der cmn weil ich das Gefühl habe, für meinen Blog ist das doch ein bisschen viel ^^' Nichtsdetotrotz schreibe ich hier einmal meine ersten 7 zusammengeschriebenen Seiten.

Kommentare werden immer erwünscht :)

Immortal

Zarte Finger hoben sich, strichen über dunkelbraunes Haar. Sie zupften eine Strähne daraus hervor und drehten sie Locken um sich, als würde die Frau, die dort an der Hauswand gelehnt stand nachdenken. Eine Stimme wehte zu ihr hinüber, machte sie neugierig. Der Blick, welcher bis eben noch unbeteiligt auf den Boden gerichtet war, hob sich, die olivgrünen Augen wanderten in die Richtung, aus der einzelne Fetzen eines Vortags zu ihr drangen „...Sekunden töten...selten und langliebig...“ Inmitten einer Menschenmenge fand sie schließlich den Sprecher, ein hoch gewachsener Mann mit hellem Haar dem etwas auf dem Kopf herum krabbelte. Sie kniff die Augen zusammen, versuchte zu entdecken, was dort auf seinem Kopf gekrabbelt war... haarig und acht beinig.
„HOP!“, ertönte der Ruf des Mannes zu ihr hinüber, und das Ding bewegte sich.Aus der Ferne konnte sie kaum erkennen, dass das Tier sich auf die Hinterbeine stellte und vor dem Publikum verneigte. Allerdings konnte sie nun erkennen um was es sich handelte. Eine Spinne.
Der Mann verbeugte sich und im selben Augenblick rutschte die Spinne von seinem Kopf...irgendwo hin, wo sie es von ihrem Blickpunkt aus nicht erkennen konnte. Sie neigte den Kopf zur Seite, streckte sich ein wenig, doch die Köpfe der Menge waren vor dem Geschehen. Nur die Reaktionen, das Zurückweichen der Menschen gab ihr Aufschluss darauf, das irgendetwas Geschah, womit sie nicht gerechnet hatten. Dann erschien das pelzige Ding wieder in seinem Gesicht und somit in ihrem Blickfeld. Der Mann zupfte es sich von Körper herab und... sie verzog das Gesicht.
Sie war Spinnen gewöhnt, hatte bereits mit welchen im Sarg gelegen. Aber sie im Mund haben? Nein, das war doch eigentlich komplett widerlich. Hatte er nich eben noch etwas von wegen tötlich geredet? Nun – bei diesem Gedanken musste sie ein wenig grinsen – ihr Problem war das nun definitiv nicht. Und er spuckte das insektenähnliche Ding nicht einfach wieder aus. Nein, er stand ruhig da. Schien die Gesichter seiner Zuschauer zu beobachten, die bestimmt nicht weniger angeekelt waren, als das ihre. Schließlich durften diese das Schauspiel auch noch aus nächster Nähe beobachten. Doch dann öffnete er den Mund und das Tier krabbelte langsam heraus. Zuerst diese acht Beine, die sich den Weg aus dem Mund bahnten, dann der Rest des großen Körpers. Und schließlich war es aus dem Mund verschwunden – der Mann hatte sich nach vorne gebeugt – und sie konnte wieder aufatmen. Nun, entweder war das Ding nicht so giftig wie behauptet, der Mann war inzwischen Resistent gegen es oder aber es war verdammt, aber wirklich verdammt gut trainiert.
Nun, ihren Respekt hatte er zumindest verdient. Leider auch nicht mehr. Die Menschen um ihn herum verstreuten sich langsam in alle Richtungen, doch jeder von ihnen schien noch ein paar Münzen zu haben, um sie in den Hut fallen zu lassen, der vor dem Mann auf dem Boden lag und erst in ihr Sichtfeld kam, als sich keine Menge an Menschen mehr um den Fremden herum befand. Doch selbst als sie diesen Hut sehen konnte, hatte sie keinerlei Geld, welches sie dem Fremden geben konnte. Dann betrachtete sie doch lieber den Fremden. Genau wusste sie nicht, was sie an ihm fand. Aber selbst aus der ferne war sein Schauspiel interessant gewesen. Sie selbst kam nicht sonderlich gut mit Tieren klar. Selbst wenn sie es versuchte. Vielleicht spürte diese das Geisterwesen in ihr. Eigentlich waren die Viecher erst recht misstrauisch, ihr gegenüber, seit sie tot war. Seltsame Geschichte.
Der Mann wiederum machte sich daran den Inhalt des Hutes in eine Tasche zu schütten – wohin war eigentlich die Spinne verschwunden? - und dann dort hinein zu sehen. Der Hut wurde auf den Kopf gesetzt. Mit einem Mal änderte sich sein Gesichtsausdruck, von lächeln zu verdutzt. Er hob den Blick, direkt zu ihr als hätte er gewusst, das sie ihn beobachtete. Sie jedoch senkte ihren Blick um keinen Millimeter, als er sie direkt ansah. Das war nicht ihre Art. Die normale Frau hätte den Kopf gesenkt und wäre rot angelaufen, weil sie beim starren entdeckt worden war. Nicht sie. Sie nickte ihm zu.
Er wiederum nahm dies wohl als Anlass zu ihr zu kommen und sich leicht vor ihr zu verneigen.
„Ich hoffe meine kleine künstlerische Einlage hat Euch gefallen.“, meinte er mit einem Blick auf sie. Die gelockte Frau stieß sich von der Wand ab und lächelte.
„Oh ja, das war nicht schlecht. Was war das für ein Tier? Eine Spinne? Ich habe es kaum erkennen können.“
Der Fremde lies den Arm in seine Tasche gleiten und nickte. „Ja, eine Spinne.“ Wie auf ein nicht gesprochenes Kommando krabbelte das Tier seinen Arm und hockte sich auf seine Schulter und schien sie direkt anzusehen, während der Mann munter weiter plauderte. „Diese Art ist sehr selten, man findet sie fast nur in den Tropenwäldern von Kehjistan. Sehr giftig diese Biester.“ Er zog die Hand aus der Tasche und hielt ihr die Hand hin. „Mein Name ist Sayl“
Jolea, die die Spinne auf seiner Schulter beobachtet hatte, lies den Blick zu ihm zurück wandern und ergriff freundlich lächelnd die ihr dargebotene Hand. „Ich bin Jolea. Es freut mich.“ Erneut wanderte ihr Blick zu der Spinne. „Wie giftig?“ Sayl folgte ihrem Blick , kurz sah er auf sie Spinne. Wieder schien es, als würde er etwas sagen wollen, doch er tat es nicht. Dennoch bewegte sich das Tier und entblößte seine Fangzähne, während Sayl wieder zu Jolea blickte und erzählte.
„Einen Menschen oder kleinere Tiere wie Hund oder Wildschweine tötet ihr Gift in wenigen Sekunden, bei größeren Tieren wie Pferden oder Kühen dauert es schon fast fünf Minuten.“ Er grinste leicht. „Auf der Exkursion durch den Dschungel hat dieses Exemplar unseren Führer getötet bevor sie gefangen wurde. Ich sag Euch, ohne Führer findet man erst nach einigen Wochen aus dem Dschungel heraus.“
„Unglaublich. Ich meine, Wozu braucht so ein kleines Tier so gutes Gift?“, langsam schüttelte sie den Kopf und betrachtete dann wieder Sayl, Dieser nahm die Spinne von seiner Schulter und verstaute sie wieder sicher in der Tasche. Dann erst zuckte er mit den Schultern.
„Ich weiß auch nicht, wozu sie dieses Gift braucht, bei kleinen Tieren wie Ratten wirkt es so Stark, das die gebissenen Tiere in wenigen Minuten verwesen. „Und Ihr konntet sie zähmen? Nicht schlecht. Ich habe keinen guten Draht zu Tieren. Leider...“ Sie lies ihre Hände in den Taschen ihres Umhanges verschwinden und musterte ihr Gegenüber.
„Ja, ich konnte sie zähmen, das war gar nicht so schwer.“, ein Grinsen huschte über sein Gesicht, als wüsste er etwas, das er ihr ganz sicher nicht sagen würde, „Ich habe übrigens auch keinen guten Draht zu Tieren. Nur zu denen, die mich in wenigen Sekunden töten könnten.“ Er zwinkerte ihr leicht zu und schmunzelte.
„Nun, dann werde ich wohl kaum irgendwann einen guten...“ Sie brach ab. Sah sich kurz um und dann den Mann vor sich wieder an. „Das habe ich eben nicht zufällig laut gesagt?“ Bei der Frage huschte ein Hauch rosé über ihr Gesicht.
„Ja, das habt Ihr.“, er hob leicht die Augenbrauen, „Keine Angst, ich werde es für mich behalten.“ Er stellte sich neben sie und lehnte sich nun seinerseits an die Mauer, an der sie zuvor gestanden hatte. „Sagt, kennt Ihr euch gut in dieser Stadt aus? Ich bin neu hier und brauche noch ein Nachtlager.“
Sie zuckte mit den Schultern und lehnte sich neben ihn an die Wand. „Ich bin erst seit...hm...2 Wochen hier. Irgendwie ist mein Zeitgefühl verloren gegangen.“, sie schloss die Augen einen Moment lang, „wohl zusammen mit meinem Orientierungssinn. So richtig kenne ich mich hier nicht aus.“ Sayl lachte.
„Dann könnten wir uns zusammen tun und ein Gasthaus suchen.“ Er sah sie kurz an und grinste dann. „Ich lade Euch bei der Gelegenheit gleich zum Essen ein.“ Nun musste Jolea lachen.
„Nun, wenn Ihr der Meinung seid, dass Ihr das wollt.“ Sie sah die Straße entlang und deutete auf eines der Gebäude dort. „Nun, das könnte doch ein Gasthaus sein, oder nicht?“ Sayl sah in die Richtung, in die sie zeigte und zuckte dann mit den Schultern. Die Schrift auf dem Schuld über dem Eingang sah fremdartig aus. Es war definitiv kein Haus eines Menschen.
„Versuchen wir es einfach.“ Die beiden stießen sich von der Wand ab und schlenderten gemeinsam die Straße entlang. Während Joleas Blick hauptsächlich der Straße hing, beobachtete Sayl das Gebäude, auf das sie zu gingen. Kurz vor der Tür blieb er stehen. Gerade, als er die Hand auf die Klinge legte, flog die Tür in seine Richtung auf und schlug ihm hart ins Gesicht. Es gab ein dumpfes Geräusch, das sie dazu brachte den Kopf zum Geschehen zu drehen. Sayl taumelte einige Schritte zurück und hielt sich die Nase. Zeitgleich erschien eine grünhäutige Frau in der Tür und breitete die Arme zur Begrüßung aus.
„Hallo und herzlich Willkommen im Gasthaus zum sprießenden Baum...“, ihr Blick fiel auf den getroffenen Sayl und sie verstummte. Blinzelte verwirrt. Jolea nickte ihr zu,
„Ist so was hier üblich?“, fragte sie mit ironischem Unterton, „ich würde meine Nase nämlich vielleicht gerne doch noch etwas behalten.“ Die Frau klatschte in die Hände und verneinte energisch.
„Aber nein, es ist eher die Ausname. Wisst Ihr, die Bauarbeiter haben die Tür falsch herum eingebaut, sodass sie sich nach außen öffnet.“ Sayl wischte sich mit dem Ärmel seines Hemdes über die Nase und murmelte etwas unverständliches, während die Frau munter weiter plauderte, „Wisst Ihr, ich habe nicht sehr oft Gäste deshalb bin ich vielleicht ein wenig überschwänglich. Dryaden sind in diesem Teil des Landes nicht sehr gerne gesehen aber wir werden akzeptiert.“ Sayls Blick wanderte kurz zu Jolea und er zuckte mit den Schultern.
„Wenn ich über das Summen in meinem Schädel richtig gehört habe, ist das ein Gasthaus?“, fragte er höflich. Auf das Nicken der Dryade hin ging er nach vorne und schob sich an ihr vorbei ins Lokal. Jolea, die sich darüber freute, das sie recht gehabt hatte, schob sich hinter ihm her. Die beiden fanden sich in einem recht großem Raum wieder, der für insgesamt vier große Tische mit je acht Sitzplätzen und mehreren kleinen Tischen gefüllt war. Neben dem Tresen wies eine Treppe in das obere Stockwerk darauf hin, das man hier auch die Nacht verbringen konnte.
Sayl steuerte einen der kleineren Tische in der hinteren, dunklen Ecke des Raumes an und setzte sich mit dem Rücken zur Wand, obwohl sie beiden und die Dryade hier die einzigen Lebensformen waren. Jolea für ihren Teil brauchte einen Moment um sich an das dunklere Licht im Raum zu gewöhnen und folgte Sayl dann an den Tisch. Eigentlich hätte sie sich ja auch selbst einen aussuchen können, doch schließlich hatte er sie eingeladen. Auch wenn Jolea nicht der Mensch war, der viel aß. Aber warum nicht eine Einladung annehmen?
„Sieht doch ganz nett aus.“ Sayl stellte seine Tasche lächelnd neben sich auf dem Boden ab und lehnte sich dann auf seinem Stuhl zurück und betrachtete den Raum um sich herum. Sämtliche Dekoration hier bestand aus Efeu, der an den Wänden wuchs und einige Bilder formte. Die Dryade indes war einen Moment hinter dem Tresen verschwunden und brachte ihnen zwei Gläser Rotwein an den Tisch.
„Die gehen aufs Haus, ich bring euch gleich die Speisekarte.“ Und schon war sie wieder weg.
Jolea strich mit einem Finger sanft über den Rand des Glases, welches einen gleichmäßigen Summton von sich gab. Die Oberfläche des Getränks kräuselte sich sanft.
„Diesen Trick mit dem summenden Glas habe ich noch nie hin bekommen.“ Er kicherte, als Jolea hoch blickte und ebenfalls lächelte.
„Ach, im Laufe der Jahre, wenn man genug Zeit hat, bekommt man das schon raus. Das ist eigentlich ganz leicht.“ Sayl griff nach seinem Glas.
„Also, worauf stoßen wir an?“
„Weiß ich nicht.“, erwiderte sie verlegen grinsend, was Sayl ein Schmunzeln abverlangte.
„Stoßen wir auf ungeschickte Bauarbeiter an, die tödliche Türkonstruktionen errichten, oder schlicht auf die angenehme Ruhe hier drinnen.“
„Und auf Nasen, die all so etwas überleben.“ Jolea hob ihr Glas ebenfalls und wollte schon mit dem Mann anstoßen, als sie ein Kribbeln in der Hand spürte und das Glas schnell wieder zurück auf den Tisch stellte und die Hand unauffällig unter der Tischplatte verschwinden lies. . Sayl währenddessen lachte.
„Erinner mich nicht an die Nase, ich bin froh, dass nichts gebrochen ist.“ Er wackelte leicht mit selbiger, und lachte erneut.
„So etwas kann ich nicht!“, sie kicherte und beobachtete ihn, wie er da mit der Nase wackelte, „Sieht aber gut aus.“
„Danke.“ Sayl nickte ihr zu und wollte gerade sein Glas wieder anheben, als hinter dem Thresen die Tür wieder aufsprang und die Dryade durch den Schankraum auf die beiden zuwuselte. In der Hand hielt sie zwei Speisekarten, die sie den beiden auf den Tisch legte und lächelte.
„Sucht euch schon mal in Ruhe was aus. Ich bin gleich wieder da. Der Koch ist irgendwie gerade nicht anzutreffen und ich muss noch rasch nach ihm suchen, dauert aber nicht lange. Ich glaube, ich weiß ganz genau wo er ist.“, sie kicherte etwas gewzungen, „Entschuldigt bitte. Ich bin noch neu im Geschäft und hier geht noch so einiges drunter und drüber.“ Mit diesen Worten verschwand sie wieder in Richtung Küche.
Jolea betrachtete die Karte, die die Frau vor sie gelegt hatte. Etwas ungeschickt, da eigentlich Rechtshänderin, nahm sie die Karte mit der Linken, da die Rechte noch immer unter dem Tisch versteckt war. Sie wusste genau, dass sie das Glas gerade im richtigen Moment abgesetzt hatte. Ein wenig später und es wäre ihr aus der Hand gefallen. Nachdenklich betrachtete sie nun die Speisen, die auf der Karte aufgelistet waren. „Kann ich mit das Teuerste aussuchen?“, fragte sie mit einem frechen Grinsen auf den Lippen. Sayl nahm die Frage als Anlass einen kurzen Blick in seine Tasche zu werden und grinste dann zurück.
„Keine Sorge, Geld spielt keine Rolle. Diese Shows auf den Märkten sich eigentlich nur um mich selbst zu unterhalten.“ Er nahm die zweite Karte und blickte hinein. Die Hälfte der Seiten überblätterte er einfach und seufzte dann. „Typisch Dryaden. Fast nur vegetarische Gerichte.“ Nachdenklich blätterte auch Jolea durch die Seiten.
„Hast du etwas gegen vegetarisches Essen?“ Ein kurzer, prüfender Blick wurde unter den Tsich geworfen, und daraufhin die Hand wieder hervor gezogen. Sayl schüttelte den Kopf.
„Nein, aber ich habe Hunger und von vegetarischen Speisen werde ich nie wirklich satt.“ Er blätterte weiter. „Na also, auf der letzten Seite gibt es erst Eberbraten. Den nehme ich doch sofort.“ Lachend schüttelte Jolea den Kopf und konnte sich ein „Männer!“ gerade noch so verkneifen. Sie selbst entschied sich für eines der unzähligen vegetarischen Gerichte auf der Karte. Ihr Hunger war nicht unbedingt groß, das sollte also fürs erste einmal reichen. Nun war das Warten angesagt, wobei Sayl sich wieder zurücklehnte und leise summte. Jolea begann erneut damit den Summton aus ihrem Weinglas zu kitzeln. Nach einer Weile sah der Mann zum Thresen und seufzte.
„Ich frag mich, wo die Dryade bleibt. Wahrscheinlich muss sie noch schnell einen Koch einstellen.“ Kopfschüttelnd nahm er sein Glas und trank einen Schluck Wein.
„Bist du den so hungrig?“, Jolea zuckte mit den Schultern und beobachtete Sayl genau, welcher nickte.
„Es ist ziemlich anstrengend, die Spinne unter Kontrolle zu halten.“ Erneut blickte er auf seine Tasche und stieß einen Seufzer aus. Nach einer Weile, die sich beinahe wie die Unendlichkeit anfühlte, kam die Dryade plötzlich durch den Haupteingang zurück und trat lächelnd an den Tisch.
„So, alles geregelt. Was darf ich euch bringen?“ Sofort bestellte Sayl den Eberbraten und einen Krug heißen Met dazu und beobachtete Jolea lächelnd, wie Jolea auf die Stelle der Karte zeigte, auf der das Gericht stand.
„Das da hätte ich gerne.“, meinte sie und hob ihr bisher unberühtes Glas und trank mit Sayl zusammen einen Schluck Rotwein.
„Ob das wieder so lange dauert?“, er hatte der Dryade nachgesehen, wie sie in der Küche verschwunden war. Nun lehnte er sich um ein weiteres Mal zurück und trommelte nervös mit den Fingern auf dem Tisch. Auch Jolea lehnte sich zurück und stellte das Glas brav wieder auf dem Tisch ab.
„So hungrig?“ Der Summton, den ihr Finger dieses mal auf mit dem Glas erzeugte war höher als der zuvor. Sayl wog den Kopf leicht hin und her, er schien nachzudenken. Als er schließlich zu einem Entschluss gekommen war, schüttelte er den Kopf.
„Ich frage mich nur gerade, ob es stimmt, dass Dryaden ein besonderes Gespür für Magie haben.“ Die junge Frau legte den Kopf schief und sah ihn forschend an.
„Und wenn es so wäre...? Verzeih meine Neugier.“ Erneut war dieses freche Grinsen auf ihrem Gesicht zu sehen, während Sayl den Kopf wieder hin und her wog.
„Ich weiß es nicht. Deshalb bin ich ja so gespannt, ob es stimmt.“ Ein weiterer, kurzer Blick auf seine Tasche. „Ob sie Spinnen mag? Natürlich mag sie Spinnen.“ Er beantwortete sich die Frage selbst, als würde er sich verspotten. „Dryaden mögen alles, was lebt.“ Jolea beließ ihn bei seinen Selbstgesprächen und lehnte sich die Augen schließend zurück. Sayl grübelte eine Weile lang weiter und brummte dabei unverständliche Worte vor sich hin, um schließlich seinen Wein in einem Zug auszutrinken.
„Und, was machst du sonst so, wenn du nicht gerade Shows gibst und völlig unbekannte Frauen zum Essen einlädst?“ Freundlich prostete sie ihm zu und trank ebenfalls einen Schluck aus ihrem Glas. Sayl lachte auf diese Frage erneut.
„Ich bin sozusagen Sammler. Ich sammle Artefakte magischer Natur. Dabei kommt man an recht interessante Orte, wie zum Beispiel den Dschungel, in dem ich die Spinne gefunden habe oder alte Ruinen. Allerdings ist das recht mühselig.“ Mit durchdringendem Blick betrachtete Jolea ihn nun.
„Dann hoffe ich doch mal“, murmelte sie und stellte ihr Glas zurück auf den Tisch, „das ich nicht auch ein solches Sammelobjekt bin?“ Sayl schmunzelte.
„Ich sammle nichts Lebendes. Ich sammle Bücher oder alte Gebrauchsgegenstände. Die Spinne ist nur ein Haustier und ein guter Zeitvertreib auf Kutschenfahrten.“ Jolea hob die Hand wieder über das Glas, überlegte es sich dann aber anders und senkte sie wieder. „Na, dann bin ich ja beruhigt.“, lachte sie und schüttelte ihr lockiges Haar aus.
„Pass auf, ich zeige dir etwas.“ Mit diesen Worten griff er in seine Tasche und zog einen langen, anscheinend aus Knochen bestehenden Dolch hervor. Die Klinge war etwa so lang wie Sayls Unterarm und der Griff bestand aus einem Geflecht von silbrigen Schuppen. Er legte den Dolch vor sich auf den Tisch. „Sagt dir der Name Agrio etwas?“ Einen Moment lang betrachtete Jolea den Dolch nachdenklich und schüttelte dann den Kopf.
„Agrio? Nein, davon habe ich noch nie gehört.“ Sayl holte tief Luft und begann dann zu erklären.
„Agrio hieß in Wirklichkeit Siegfried Staufen und war ein Magier. Genau genommen war er ein Schwarzmagier, der seinerzeit, wie ich heute, auf der Suche nach besonderen Gegenständen ein Buch gefunden hatte. In diesem Buch war die Reden von einem Dämon namens Agrio – nach dem Siegfried sich sann später benannt hat – der in der Lage war, verstorbene mit Hilfe von Magie wieder Leben einzuhauchen. Argio wurde seinerzeit von den Dämonenlords aus der Unterwelt auf diese Ebene verbannt. Warum ist leider nicht bekannt geworden.“ Der Mann hielt kurz inne, um erneut Luft zu holen und sein Gegenüber zu betrachten und dann weiterzureden. „Agrio war allein nicht in der Lage in unserer Welt zu überleben, also schändete er Friedhöfe und ließ die erneut zum Leben erwachten Toten für sich arbeiten. Das Problem war nur, dass die Wiedererweckten keine Intelligenz hatten und auch sonst nicht sehr gute Arbeiter waren, da sie rasch zerfielen, wenn sie sich zu sehr anstrengen mussten.
Agrio brauchte also einen lebenden Diener und kreuzte irgendwann den Weg Siegfrieds, dem er um Gegenzug für dessen Dienst ewiges Leben versprach. Siegfried diente Agrio viele Jahrhunderte und schrieb alles nieder, was er über die Totenbeschwörung wusste. Als er selbst in der Lage war die Toten wiederzuerwecken, hinterging Siegfried den Dämon und nahm dessen Platz ein. Siegfried hatte gelernt die Untoten – also die erweckten Leichen – länger am Leben zu erhalten und konnte auch dafür sorgen, dass ihre Zellen sich regenerierten. Er hatte also den Dämon in seiner eigenen Kunst übertroffen. Doch Siegfried war nur ein Mensch. Ohne die Kraft des Dämonen und dessen Magie, die ihn am Leben hielt. Also fertigte er aus dem Körper Agrios eine Rüstung, Schild und Waffe an. Dieser Dolch hier ist ein Teil davon. Agrios Stachel. Siegfried starb vor einigen Jahren und hinterließ die Rüstung, genannt Agrios Kraft, irgendwo auf der Welt. Und diese Rüstung suche ich.“
Nachdem er geendet hatte, schwiegen sie beide und Jolea nahm dies zum Anlass Sayl eine weile lang nachdenklich zu betrachten. Zuerst einmal musste sie die gesamten Informationen verarbeiten, die ihr soeben zu Ohren gekommen waren. Ganz schön viele waren es gewesen. „Da bin ich ja froh, nicht zu den Untoten gehört zu haben“, murmelte sie leise für sich. Sie schloss die Augen und lehnte ihren Kopf an die Wand hinter sich, dachte nach. Über vergangenes. Beerdigungen. Das Totsein. Sayl selbst schien ganz froh zu sein, dass sie nicht weiter fragte und lehnte sich ebenfalls zurück, um sie zu begutachten. Das allerdings wurde unterbrochen, als die Küchentür aufging und die Dryade mit zwei großen, mit Essen beladenen Tellern zurückkam und sie vor den beiden auf den Tisch stelle.
„Bitteschön“, sagte sie lächelnd, blieb dann wie erstarrt stehen und starrte auf den Dolch, welcher noch immer vor Sayl auf dem Tisch lag. Dieser nahm ihn jedoch seelenruhig vom Tisch und verstaute ihn wieder sicher in seiner Tasche.
„Kein Grund zur Besorgnis, ich gedenke nicht ihn irgendwie anzuwenden. Selbst dann nicht, wenn ich es könnte.“, sagte er ruhig zu der grünhäutigen Frau. „Ich bin Sammler von Artefakten, kein Dieb und Mörder.“ Sanft lächelte er die Dryade an, die daraufhin die Augen schloss und den Kopf schüttelte.
„Verzeiht“, begann sie, „es steht mir nicht an, über meine Kunden zu urteilen, ich habe nur noch nie einen so gut verarbeiteten Dolch gesehen...“ Mit diesen Worten ging sie langsam etwas wackelig auf den Beinen davon und verschwand erneut in der Küche. Verwirrt blickte Jolea von der sich schließenden Küchentür zu Sayl.
„Darf ich wissen, was das eben war?“
„Ihr Gespür für Magie, würde ich sagen.“ Erneut schmunzelte er. „Ich glaube nicht, dass sie weiß, was da auf dem Tisch lag. Nur, dass es ein magischer Gegenstand ist.“ Er zuckte mit den Schultern. „Nichts, wovon man sich den Appetit verderben lassen sollte.“ So griff er zum Besteck und begann zu essen. Jolea zuckte ebenfalls mit den Schultern.
„Na, wenn du das meinst.“ Ihr Blick wanderte wieder zu ihrem Teller und sie wunderte sich darüber, dass es Leute gab, die anderen Leuten zutrauten, so viel essen zu können. So griff auch sie nach ihrem Besteck und begann zögerlich zu essen. Sayl schien ihre Gedanken erraten zu haben, denn nach einigen Bissen hielt er inne und blickte auf seinen Teller.
„Verhungern wird hier nur der, der auf sein Essen warten muss“, er grinste zu ihr hinüber. „Wenigstens schmeckt es.“ Jolea, die sich inzwischen ein bisschen genehmigt hatte, nickte bestätigend.
„Ja, schmecken tut es.“ Sie sah zu ihrem Teller. Dann wieder zu Sayl und wieder auf ihren Teller. „Och ne...“, murmelte sie und betrachtete das, was auf ihrer Gabel lag, „Ich schätze, ich habe irgendwas erwischt, in dem hübsch viel Alkohol untergemischt wurde.“ Sie aß noch einen Bissen, dachte nach und nickte. „Ja.“ Sayl lachte und schob mit der Gabel etwas Salat von seinem Teller.
„Das scheint bei den Dryaden ein Allzweckgewürz zu sein. Sogar das Eberfleisch ist im Alkohol getränkt.“ Er aß noch ein paar bisschen und schüttelte dann den Kopf. „Daher wohl der gute Geschmack.“ Nach den paar Bissen, die sie bisher getan hatte, fühlte sich Jolea bereits um einiges sätter.
„Ja, das scheint es.“ Sie hatte das Gefühl es wäre doch extrem unhöflich über die Hälfte des Essens stehen zu lassen und aß tapfer weiter, obwohl jetzt bereits nicht mehr wirklich danach war.
„Also ich habe genug“, meinte Sayl nach einer Weile und blickte lachend auf seinen Teller. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal vor einem Eberbraten kapitulieren müsste.“ Ein wenig Salat wanderte noch in seinen Magen, bevor er endgültig kapitulierte und sich wieder zurücklehnte. „Hoffentlich ist sie nicht beleidigt.“ Auch Jolea lies nun endgültig die Gabel sinken.
„Isst du normalerweise mehr?“
„Um einiges mehr. Aber das Essen steigt mir zu Kopf, muss ich gestehen.“ Er schmunzelte kurz, während auch Jolea die Gabel hinlegte. „Ich denke, meine Spinne sollte davon nichts abbekommen, schließlich brauche ich sie noch.“ Erneut kramte er in seiner Tasche. „Jetzt brauchen wir nur wieder auf unsere Dryadenfreundin zu warten.“ Jolea schloss einen Moment lang die olivgrünen Augen und spürte den Alkohol in ihren Kreislauf eindringen. Ein komisches Gefühl, dass sie schon seit langem nicht mehr gefühlt hatte. Und ihr war auch verdammt klar, warum dem so war. Sie hatte noch nie verstanden, was den Männern, mit denen sie im Laufe ihres Lebens zu tun gehabt hatte, so viel hatten trinken können und wollen. Als sie die Augen wieder öffnete und zu Sayl hinüber blickte sah sie, dass auch dieser die Augen geschlossen hatte. Seine Augen ruhten in seinem Schoß, es wirkte beinahe so, als sei er eingeschlafen. Gerade, als sie sich wieder abwenden wollte, bewegte er sich erneut, öffnete die Augen langsam und blickte in Richtung des Thresens.
„Hatte ich nicht einen Krug Met bestellt?“ Schon wieder Alkohol? Jolea verdrehte die Augen und drehte den Kopf ebenfalls in Richtung der Küchentür, hinter der die Dryade vor einer ganzen Weile inzwischen verschwunden war.
„Ähm....ja, ich glaube schon.“ Sayl seufzte und machte Anstalten aufzustehen.
„Ich glaube, ich geh mal...“, die Tür flog auf und eine kleinere Dryade, beinahe noch ein Kind, kam hinaus gestürzt, gefolgt von der Frau, der der Laden gehörte, die der Kleinen irgendetwas auf einer seltsamen Sprache hinterher rief. Das Mädchen sprang schnell quer durch den Raum und flüchtete durch eines der offenen Fenster, „...nachsehen.“ Sayl blickte dem Kind nach und schüttelte den Kopf, als die Dryade dem Mädchen bis ans Fenster folgte, es aber nicht für nötig hielt, die Hetzjagd fortzuführen. Nervös lächelnd drehte sie sich nun zu Jolea und Sayl um und kam auf deren Tisch zu.
„Ehm....ich muss mich leider für das Essen entschuldigen. Meine reizende Tochter hat unserem Koch einen Streich gespielt. Ich denke, ihr habt bereits bemerkt, worum es sich dabei handelt.“
Jolea, die ihren Teller in der Zwischenzeit ein klein wenig von sich geschoben hatte, nickte. „Ja, ich glaube wir haben erraten, worum es geht.“ Auch Sayl schob nun seinen Teller ein wenig von sich und seufzte.
„Schon okay, satt bin ich trotzdem.“ Es schien, als würde er sich ermahnen müssen, freundlich zu bleiben, während die Dryade verlegen grinste und nachdenklich den Kopf hin und her wog.
„Wie wärs, wenn ihr als Entschädigung eine Nacht auf Kosten des Hauses im besten Zimmer bekommt? Ich denke, das wäre fair und ich will nicht, dass mein Lokal einen schlechten Ruf bekommt, wenn ihr versteht, was ich meine.“ Einen Moment lang dachte Jolea nach, dann zuckte sie mit den Schultern und blickte zu Sayl hinüber.
„Von mir aus. Ich habe nirgendwo etwas anderes. Und wenn es umsonst ist....“ Auch Sayl nickte.
„Ja, einverstanden. Ich habe auch noch keine Bleibe für die Nacht.“ Glücklich lächelte die Dryade und räumte den Tisch ab.
„Oh man...“, stöhnte Jolea, als die Dryade für einen Moment verschwunden war und griff sich an den Kopf., „verfluchter Alkohol.“ Seit sie denken konnte, war sie von den kleinsten Mengen alkoholischer Getränke beschwipst geworden, und nun... das war mehr gewesen.
Kurz darauf kam die Dryade mit einem silbernen Schlüssel wieder zurück, den sie auf den Tisch legte. „Fühlt euch einfach wie zu Hause.“
Sayl betrachtete Jolea grinsend. Als die Grünhäutige wieder verschwunden war, schmunzelte er: „Ich denke mein Met kommt nicht mehr. Wollen wir lieber das Zimmer unter die Lupe nehmen?“ Erneut musste er grinsen und griff nach seiner Tasche. Jolea stand auf, versuchte so wenig wie möglich zu schwanken. „Ja...“, murmelte sie langsam, während ihre Finger sich am Tisch festklammerten. Innerlich verfluchte sie das Kleine Gör und schwor sich ihm den Hals umzudrehen, wenn es ihr jemals in die Finger kam. Sayl schien sich sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen zu können .
„Soll ich dir lieber beim laufen helfen? Du siehst recht...wackelig auf den Beinen aus.“ Er ging zu ihr hinüber und hielt ihr die Hand hin. „Oder wagst du den Weg alleine?“

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