Donnerstag, 16. Februar 2012

Seelenauszug

Allgemein wird ja behauptet, ein Blog sei so etwas wie ein Tagebuch, nur dass es für alle lesbar im Internet steht. Ich glaube nicht. Ich weiß natürlich, dass es genug Leute gibt, die dieses Medium als eine Art Tagebuch benutzen, aber das find das bescheuert. Wann immer ich etwas poste, sei es dieser Blog, oder facebook, oder – als ich es damals getan habe – Twitter, dann war ich mir immer im vollen Bewusstsein, das alles, was ich schreibe, von jedem gelesen werden kann, der das findet. Ich gehe aber in den meisten Fällen davon aus, dass es für Menschen, die mich nicht kennen schlicht nicht interessant ist, was ich zum Lesen herausgebe.


Gerade, seit ich in Berlin wurde, ist alles, was ich geschrieben habe, sehr weit zurück gegangen. Dadurch, dass ich jetzt arbeite, und nicht mehr in der Schule rumhänge,ist meine Freizeit ziemlich weit zusammen geschrumpft. Und obwohl wir jetzt schon über ein halbes Jahr zusammenleben möchte ich immer noch so viel von dieser Freizeit mit meinem Freund zusammen erleben, wie ich kann. Und dann sind dann noch die Ratten und die Hausarbeit, das Kochen und und und. Zudem weiß ich auch, dass meine Arbeitskollegen sowohl in facebook, als auch hier mitlesen können und zu Teilen (BoB) auch wollen. Daher achte ich auch etwas mehr darauf, was ich schreibe, als zuvor. Das sieht man auch an der Menge der Beiträge hier im Blog.

Ich habe Lust zu schreiben. Und Musik auf den Ohren. Nur kein Thema. Dann schreib ich halt von mir. Wen es nicht interesssiert, der kann sich eine andere Seite zum lesen suchen.

Ich wusste schon lange, dass ich von zu Hause ausziehen wollte. Irgendwie schon seit meinem ersten Freund. Nur die Orte haben sich verändert. Spätestens ab der Oberstufe habe ich mir den Auszug feste vorgenommen. Ich wollte etwas beweisen. Sowohl mir, als auch der Welt um mich herum. Nachdem mein Bruder selbst nach Ende seiner Ausbildung eine gewisse Weigerung an den Tage legte, auszuziehen, wollte ich zeigen, dass es auch anders geht. Schon für die Ausbildung weg. Anhand der Tatsache, wie mir Einladungen zu Bewerbungsgesprächen zugeschickt hat, wurde mir dann doch klar, dass ich nie so wirklich dran geglaubt habe, dass es jemals klappen würde.
Tja, und jetzt sitze ich hier, und überlege, wie sehr ich mich verändert habe.
Ich glaube, ich bin zickiger geworden. Das sei mal ganz am Anfang gesagt. Ich reagiere viel aggressiver auf dämliche Kommentare zu mir, mache mir aber nach wie vor tausende von Gedanken, was mein Gegenüber denn gemeint hat. Wenn ich Leute damit verletze, dann tut mir das Leid.
Zeitgleich bin ich selbstbewusster geworden, denke ich. Ich schaffe es besser, auf Leute zuzugehen und anzusprechen. Ja, ich bin immer noch nicht wirklich gut darin, aber ich lerne. Ich kann mit Menschen telefonieren. Nicht gern, aber ich schaffe es. Irgendwie. Wahrscheinlich liegt das daran, dass ich stolz sein kann. Stolz auf all das, was ich erreicht habe. Ich habe eine super Ausbildung in einer Firma mit klasse Kollegen, schreibe nicht schlechte Noten in der Schule und habe den besten Freund der Welt (blabla, sagt jeder und so. Ich weiß). Ich könnte so weiter machen.
Auch wenn ich meine Phasen habe, in denen ich nur noch nach Hause will, weil mir das alles zu neu, zu fremd ist. Manchmal wünschte ich mich zu Hause in mein Zimmer in die Ecke meines Sofas, mit der Decke über mir und lauter Musik auf den Ohren. Die vertrauten Geräusche und Gerüche. Das alles, womit ich aufgewachsen bin. In diesen Momenten fühle ich mich unendlich schwach. Ich weiß, dass es nicht mehr so werden wird. Nie wieder. Ich bin kein Schulkind mehr.
Fast jedes Mal, wenn ich mit meiner Mutter telefoniere, betont sie wie stolz sie auf mich ist. Nicht nur, weil ich mir etwas großes vorgenommen habe, sondern auch, weil ich es durchziehen kann. Weil ich es schaffe, und es mir wirklich nicht schlecht geht.
Und dann fällt mir ein, dass ich doch nicht so schwach bin. Ich kann meine Meinung sagen, wenn das nötig ist, und zumindest manchmal meinem lieben Kollegen1 die Stirn bieten. Er ist ein Großmaul, aber wenn man weiß, wie man damit umgehen kann... ohne ihn wäre die Arbeit um einiges unlustiger ;)
Ich mag es nicht, wenn man mich bevorzugt, nur weil ich weiblich bin. Das fängt schon damit an, dass ich mich grundsätzlich dagegen wehre, wenn Roy nach dem Einkauf anbietet, dass ich die leichtere Tasche tragen könnte. Dann muss ich es mir auf einmal beweisen. Ich bin stark. Irgendwie. Das selbe habe ich auf Arbeit diverse Male, wenn es darum ging, die großen Wägen durch die Gegend zu zerren oder mal den einen oder anderen schwereren Drucker (mit)anzuheben. Ich schaffe es. Ich schaffe alles.
Das macht mir Mut.
Das kann ich weiter machen.

Was ich mit diesem Text sagen wollte? Ich weiß es nicht genau. Ich wollte es mal losgeworden sein.Wen es nicht interessiert, und der es trotzdem gelesen hat: selbst Schuld.
Aber an dieser Stelle mal: Danke! Danke an all die Leute, die mich zu dem gemacht haben, was ich bin. Ihr seid weltklasse.

2 Kommentare:

  1. Ein Mann schleppt schon nur aus höflichkeit die Tüten, egal wie schwer sie sind. Gegenbild bei ALDI-Tüten.

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  2. Aber wenn mehr Tüten zu tragen sind, als der Mann tragen kann, dann will ich gefälligst auch was abhaben und kann sehr wohl auch das schwerere nehmen! Ich brech ja nich zusammen, nur weil in meiner eine Flasche Milch mehr drin war.

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